Es war einmal ein Bauingenieur, der nach dem Krieg in dem kleinen Ort Neustadt bei Hünfeld verschlagen wurde. Über diesen Ställen erdachte und konstruierte er eine elektronische Rechenmaschine die dann hier, immerhin schon in einer regelrechten Werkstatt, zusammengesetzt wurde. Er vermietete sie an ein Züricher
Institut und baute von dem Erlös eine Zweite. Zu Viert fingen sie damals an und heute stellen die über 200
Mitarbeiter in den gemieteten Räumen einer ehemaligen Textilfabrik in Bad Hersfeld schon die 18. programmgesteuerte, elektronische Rechenmaschine fertig, die sich als erstes rein deutsches
Modell überraschend schnell auf dem internationalen Markt durchgesetzt hat. Ohne Subventionen und Hilfe irgendwelcher Art, nur auf den Fleiß und das Vertrauen
seiner Mitarbeiter gestützt, hat Konrad Zuse seine Elektronenhirne gebaut und dafür im vorherigen Jahr den Ehrendoktortitel der Technischen Universität seiner Heimatstadt Berlin erhalten. Von den beiden Gerätetypen, die wir zurzeit fertigen, ist dies der kleinere Typ.
Aber dieses Gerät ist vielleicht gerade deswegen besonders interessant, weil wir bereits im Kriege einen
Vorläufer dieses Types zwei Jahre im Einsatz gehabt haben. Ich wurde seinerzeit als Student des Bauingenieurwesens angeregt, derartige Geräte zu konstruieren und bei meiner Tätigkeit im Flugzeugbau erhielt ich zahlreiche Anregungen, um umfangreiche Rechnungen auf diese Weise abzukürzen und zu mechanisieren. So konnten wir bereits im Jahre 1942 ein derartiges Gerät in Betrieb nehmen, während die entsprechenden amerikanischen Geräte erst im Jahre 1944 in Betrieb genommen wurden. Die Kriegsentwicklung musste leider abgebrochen werden, da die Geräte fast alle zerstört waren und es gelang uns dann in der Nordhessen wieder neu anzufangen und die Entwicklung, die im Krieg abgebrochen war, fortzusetzen. Diese Maschine ist ursprünglich für vermessungstechnische Aufgaben konzipiert worden.
Es hat sich jedoch dann ergeben, dass sie auch auf den verschiedensten anderen Gebieten von Technik und Wissenschaft mit Erfolg eingesetzt werden kann. Ein typisches Beispiel für den Einsatz
des Gerätes ist die Flurbereinigung. Hier sehen sie die Karte einer Dorfgemarkung vor der Flurbereinigung. Das Eigentum aller Bauern ist durch die verschiedenen Erbvorgänge im Laufe der Jahrhunderte stark zerstreut. Die gerechte Verteilung des Bodens erfordert eine Reihe von komplizierten Rechenarbeiten. Und einen solchen Rechenvorgang, Herr Dr. Zuse, möchten wir uns nun sehr gerne mal in seinem Ablauf ansehen. Zur Durchführung der Berechnungen wird das Programm durch einen Programmknopf gestartet. Dann brauchen nur noch die gemessenen Werte eingegeben zu werden an der Tastatur und die Maschine liefert dann nach Eingabe des letzten Messwertes die Ergebnisse mit Hilfe der Schreibmaschine aus. Die von der Schreibmaschine herausgegebenen Resultate werden von Zeichnern wieder auf Karten gegeben und ergeben die Neuverteilung des Besitzes. Bis jetzt sind 17 Maschinen auf den verschiedenen Landeskulturämtern der Bundesrepublik und Österreichs für diese Rechnung eingesetzt. Weitere Maschinen werden in den Vermessungsämtern und in der Optik mit Erfolg benutzt. Als Rechenelemente haben wir im Wesentlichen die Bauelemente des Fernsprechbaus benutzt.
Die Rechnungen erfolgen Zahlensystem der Basis 2, so dass über diesen Machinen die traditionellen Elemente der Rechenmaschinentechnik, die Ziffernräder und der Gleichen vermissen werden. Die Relais sagen nur ja und nein und bewältigen damit die gesamte Rechnung. Angeregt durch immer neue Aufgabenstellungen haben wir dann das ursprünglich als Spezialmaschine gedachte Gerät erweitert. Wir sehen hier die sogenannte Bandsteuerung, bei der die Rechenprogramme auf Lochstreifen festgehalten sind. Dadruch ist es nun möglich, die
verschiedensten Aufgaben von Wissenschaft und Technik auf der Maschine durchzuführen. Hier ist unsere neuste Entwicklung: die elektrische Rechenmaschine Z22. Die Maschine hat einen großen Trommelspeicher, der etwa 8000 Zahlen oder Befehle fassen kann. Er arbeitet nach den Magnetturmprinzip. Alle Zahlen durchlaufen die Maschinen als Serien von Impulsen wie sie hier auf dem Oszillografen sehen. Die Haupttätigkeit der Maschine ist eigentich nicht das Rechnen, sondern ein dauerndes transportieren und kombinieren von Befehlen und Zahlen. Alle Transporte der Zahlen werden durch ein Stellwerk, wie auf einem
Rangierbahnhof, geleitet.
Mit diesem Bedienungspult, das sie hier sehen, kann man das Stellwerk von Hand bedienen. Bei modernen Rechenmaschinen wird das Stellwerk mit Hilfe besonderer Impulsfolgen eingestellt, die man Befehle nennt. 3000 solcher Befehle kann diese Maschine in der Sekunde durchführen. Solche Serien von Befehlen nennt man Programme. Der Mathematiker gibt diese Programme in die Maschine ein und die Ergebnisse erscheinen auf dem Fernschreiber in Form langer Tabellen. Hier sehen sie die fertige Anlage. Sie ist für Erlangen bestimmt. Wir haben zur Zeit etwa 20 solcher Geräte im Bau, von denen die meisten an Universitäten
und technischen Hochschulen geliefert werden. Damit sie nun nicht glauben, dass wir mit unseren Geräten nur ernste wissenschaftliche Probleme lösen können, haben sich meine Mitarbeiter hier einen kleinen Scherz ausgedacht, bei dem Zahlen in Buchstaben umgesetzt werden. Elektrohirne sollen übrigens auch Manager krank werden. Gegenmaßnahme ein leichter Elektroschock. Vielleicht hilft auch kurzfristige
Umstellung auf Fernsehen?.